Wir segeln gerade “um die Ecke”, bei Ouessant, also aus dem Kanal in den Atlantik, auf dem Weg von Amsterdam nach Les Sables d’Olonne.
Als Jugendlicher las ich alle Hornblower-Romane, die zum Teil genau hier spielen. Beim Lesen versuchte ich mir damals vorzustellen, wie ein Rahsegler und wie das Navigieren in Gezeitengewässern ohne Motor mit einigermaßen Sicherheit und Pünktlichkeit funktioniert. Jetzt, 40 Jahre später, stille ich mit dieser Reise auf dem Lastensegler Tres Hombres diese Jugendneugier.
Das aus Kriegszeiten stammende Holzschiff mit bewegter Geschichte flößt im “Schleuderprogramm”-Wellengang und durch das Saitenspiel bei Sturm in der Takelage nicht nur Ehrfurcht vor den Elementen ein, sondern vor allem Respekt für Andreas, den Kapitän, und seine Crew begeisterter SeglerInnen, die das Schiff routiniert im Griff haben. Das Mitmachen von uns, die wir Trainees genannt werden, ist gewünscht und gefordert, gerade weil es keinen Motor, keine Winschen und keine künstliche Segel-Intelligenz an Bord gibt, sondern alles auf Teamwork, Geschicklichkeit, Umsicht und Muskelkraft ankommt. Wir Trainees sind Teil des Mehrschichtbetriebs an Bord, Tag und Nacht. Mit dieser Reise verlasse ich die Komfortzone, die sich mit Plastikmüll in Ozeanen und umweltverschmutzenden globalen Lieferketten als trügerisch erweist.
Dies ist an sich schon Abenteuer genug. Was es jedoch zu einem besonderen Erlebnis macht, ist der Humor und die Geduld, mit der Andreas und seine Crew alles erklären und begleiten. In die Rahen klettern und Segel setzen gehören zum Trainee-Alltag wie die Bilge per Hand pumpen und das Steuerrad führen.
Wer eine bessere, fairere und inklusivere Welt wünscht, in der der Mensch und nicht Kapital und Maschinen im Zentrum stehen, sollte beim Anbordgehen Mitmenschlichkeit und Offenheit mitbringen und findet dafür hier im Kleinen, was alles möglich ist:
Handwerkskunst beim Instandhalten von Tauen, Holz und Schiffsgerät unterwegs an Bord, seglerisches Können, Mut und Kraft in den Rahen, und Begeisterung für ein Metier, das genauso wie andere bedrohte Arten auch zum wahren Reichtum unseres Planeten gehören. Der Mensch ist seine Bedrohung und Chance zugleich. Tres Hombres und seine vielen bewegenden Menschen sind eine Chance, die es zu ergreifen und zu unterstützen gilt, da sie Impulse auch über sich hinaus geben: die Verpflegung an Bord stammt von lokalen Bio-Landwirten und wird von einer kundigen Köchin köstlich zubereitet, die Seife an Bord ist eine handwerklich hergestellte Meerwasser-taugliche Seife aus Ingredienzen, die Tres Hombres herübergesegelt hat, der an Bord getrunkene Kaffee ist fair hergestellt und ohne Luftverschmutzung transportiert.
Der Wunsch aus Jugendzeiten ging für mich hier an Bord in Erfüllung und weit darüber hinaus. Ich kann die Erfahrung nur weiterempfehlen.
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